Am Morgen des 20. Januars 2025 haben sich sieben antifaschistische Genoss:innen nach fast zwei Jahren im Untergrund den Repressionsbehörden gestellt.
Zwei Jahre, in denen sich eine zweistellige Zahl junger Menschen erfolgreich dem Zugriff der Ermittlungsbehörden entzogen hat.
Zwei Jahre, in denen die Bullen mit Hochdruck nach ihnen gesucht haben, mit Öffentlichkeitsfahndungen, mit Observationen, mit technischer und personeller Dauerüberwachung der Familien, Freund:innen und Gefährt:innen.
Zwei Jahre gezielter Eskalation des Staates in Vertretung durch den Generalbundesanwalt, das sächsische LKA, den Verfassungsschutzbehörden und anderen in- und ausländischen Repressionsorganen.
In diese Zeit fielen auch das erste Urteil im Antifa Ost-Verfahren, die menschenfeindliche Auslieferung von Maja, die Festnahmen weiterer Genoss:innen, die Anklage Hanna’s wegen versuchten Mordes und vieles mehr.
Nicht nur gegen Antifaschist:innen holt der Staat auf eine Art und Weise aus, die so oder so ähnlich nur noch die Älteren unter uns kennen werden. Angriffe auf Neonazis, wie sie in ihrer Art von eben jenen fast täglich, nicht nur in der ostdeutschen Provinz, verübt werden, führen nun zu Anklagen wegen versuchter Tötungsdelikte und Terrorprozessen.
Das Wort Terror hat eine neue Bedeutung erlangt und dient dem System zur Selbstverteidigung gegen jede Art des Widerstands.
Die Verfolgung all jener, die für eine bessere Welt ohne Ausbeutung, Unterdrückung und Gewalt kämpfen, wird priorisiert und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln der Repressionsbehörden umgesetzt. Umso schöner und kraftspendender ist die Erkenntnis, dass es möglich ist, sich eben jener Verfolgung zu entziehen und über Jahre hinweg den repressiven Schergen des Staates ein Schnippchen zu schlagen.
Das Angreifen und die Verunglimpfung antifaschistischer Positionen in der Gesellschaft ist offenkundiges Ziel. Die Strukturen driften nach rechts, staatliche Gelder für Soziales, Bildung und Kultur werden gestrichen und dafür in Militär, Aufrüstung und Frontex gesteckt. Es bleibt eine Gesellschaft, die gegeneinander ausgespielt wird, in der Solidarität keinen Platz mehr haben soll, in der alle Ja zu Autorität und Krieg sagen sollen. Ein Prozess, dessen Ergebnis wir auch in Ungarn sehen, wo Antifaschismus bereits in die Nische des Unsagbaren gedrängt wurde. Trotzdem haben unsere Freund: innen die Gefahr auf sich genommen, auch dort aktiv zu werden. Gegen ungarische und deutsche Neonazis.
Einige sind hinter Gittern, andere warten auf die Auslieferung oder den Prozess und die Zahl derjenigen, die nicht nur der deutsche Staat verfolgt, steigt weiterhin. Die Verknüpfung der Ermittlungsverfahren und das Ausweiten der Beschuldigtenkreise soll zur Einschüchterung aller dienen, die den Kampf fortsetzen oder aber die vorgeworfenen Taten verteidigen. Doch wir lassen uns nicht spalten und stehen in bedingungsloser Solidarität hinter den Aufgetauchten und weiterhin Untergetauchten.
Schulter an Schulter stellten sich nun sieben Antifaschist:innen mit dem Risiko, an Ungarn ausgeliefert zu werden – Oder aber in Deutschland wegen absurder Anklagen für lange Zeit weggesperrt zu sein.
Aus dem Knast heraus die Notwendigkeit antifaschistischer und linksradikaler Interventionen zu verteidigen und weiter zu machen, erfordert Mut und Vertrauen.
Es ist ein Schritt in ein neues Kapitel des Kampfes, den wir gemeinsam führen werden.
Wir sind dankbar für euer Vertrauen und stehen hinter euch in diesem und jedem kommenden Moment.
Kraft und Glück für alle Gefährt: innen hinter Gittern und auf der Flucht!
Gemeinsam gegen Ihre Repression – In Solidarität mit den Gefangenen und Untergetauchten
„Selbstbestimmt und kämpferisch gegen ihre Repressen“ – Am Samstag, den 25.01.25 – 14:00 Uhr – Marktplatz – Jena